N wie Nahe – Die Naheweinstraße lädt ein

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Deutschland ist ein Weinland! In dieser Serie stellen wir die dreizehn deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein vor. Thema dieses Beitrags ist das Weinbaugebiet Nahe wo die Vielfalt die größte Stärke ist.

Die Naheweinstraße lädt ein

Wir gehen wandern. Fast 130 Kilometer haben wir uns vorgenommen. Mehrere Tage werden wir auf der Naheweinstraße unterwegs sein. Los geht’s in Bingen-Bingerbrück in der Nähe der Rheinmündung des Flusses Nahe in Rheinland-Pfalz. Weiter führt unsere Wanderung flussaufwärts nach Waldlaubersheim, Guldental, Braunweiler, St. Katharinen, Sponheim, Bockenau und Monzingen. Unterkunft finden wir gern in den zahlreichen Weingütern, die oft auch ein Gästehaus haben mit toller einheimischer Küche und – na klar – den grandiosen Weinen des deutschen Weinbaugebietes Nahe. Vorbei kommen wir an vielen alten Weinbergshäusern, die heute dem Wanderer Schutz und Rastplätze bieten und liebevoll restauriert sind. Unsere erste Etappe endet in Martinstein im Nahe-Tal. Retour wandern wir dann zunächst an der anderen Nahe-Seite auf der sogenannten Süd-Route über Merxheim, Odernheim am Glan, Niederhausen, Bad Kreuznach, Laubenheim nach Bingen am Rhein zurück. Auch auf dieser Route finden wir wunderschöne Gastwirtschaften, sonnige Rebhänge und weite Wälder, überraschende Ausblicke und faszinierende Orte wie die einmalige Altstadt von Bad Kreuznach. Und wenn wir einkehren in den Wirts- und Weinstuben, probieren wir die herrlichen Rieslinge, Silvaner und Müller-Thurgau aus. Es gibt wahrlich schlimmere Aussichten.

Unglaubliche Vielfalt auf engstem Raum

Sie werden keinen Riesling im Nahe-Gebiet finden, der einem anderen gleicht. Diese Vielfalt ist die große Stärke der Weine aus dem Nahe-Tal. Grund dafür ist die hier vorkommende unglaubliche Bodenvielfalt. Das Nahe-Gebiet ist das Weinbaugebiet in Deutschland, welches in der Bodenbeschaffenheit die engräumigsten Wechsel vorweisen kann. Mehr als 180 Bodenvarianten werden vermutet, die den Rieslingen ihre ganz eigenen Geschmacksrichtungen vorgeben. Diese Vielfalt ist heute auch Gegenstand der Bodenforschung. Findet man beispielsweise Quarz und Phorphyr, Melaphyr und Bundsandstein eher an der mittleren Nahe, so sind rund um Bad Kreuznach Verwitterungsboden und Tonüberlagerungen aus Sandstein sowie Löss und Lehm tonangebend.

Rund 4.200 Hektar Ertragsfläche umfasst das Anbaugebiet Nahe. Damit gehört es zu den mittelgroßen Anbaugebieten in Deutschland. Charakteristisch sind viele Anbauflächen auf sanftem Hügelland, teilweise sind aber auch wie in allen deutschen Anbaugebieten Steillagen dabei.

Drei Viertel der Anbauflächen sind mit weißen Rebsorten bestückt. Führend – wie sollte es auch anders sein – der Riesling mit insgesamt fast 30 Prozent auf der gesamten Fläche. Ihm folgen Müller-Thurgau und als wichtigste rote Sorte der Dornfelder.

Karl der Große, die Weiße Orlean und das älteste Weingut Deutschlands

Wein wurde im Bereich der Nahe schon vor Jahrhunderten angebaut. Es ist bekannt, dass die Römer nicht weit entfernt an der Mosel schon vor 2.000 Jahren Wein anbauten. Wann also schwappte dies ins unweit gelegene Nahe-Gebiet? Belegt ist die erste urkundliche Erwähnung des Klosters Lorsch im Jahre 766. Der kleine Ort Norheim wird da aufgeführt. In dieser Zeit regierte Karl der Große, der bis 814 das Fränkische Reich beherrschte. In seiner Regentschaft wurde in der Gegend das Füllmaß „Stütze“ eingeführt, welches ungefähr das Volumen von zehn Litern hat. Das Maß wird auch heute noch angewendet im Nahe-Gebiet. Und auch die Erlaubnis für die Winzer, sogenannte Straßenwirtschaften zu betreiben, stammt noch aus dieser Zeit. Als dann um 1500 der erste Exportschlager, der „Monziger Feuerwein“, aus dem Nahe-Tal verschifft wurde, kam auch die noch heute vereinzelt vorkommende älteste Rebsorte Deutschlands, die „Weiße Orlean“, auf die Hänge im Nahe-Gebiet. Sie war Ende der Neunziger im letzten Jahrhundert fast ausgestorben. An einigen Stellen laufen heute aber Bemühungen, diese alte Rebsorte wieder anzusiedeln. Auch das älteste Weingut Deutschlands in Familienbesitz, das Weingut Prinz Salm, ist im Nahe-Tal in Wallhausen beheimatet. Es blickt auf 800 Jahre und 32 Generationen ununterbrochene Weinbautradition zurück.

Groß- und Einzellagen im Nahe-Tal

Erstmalig wurde das Weinbaugebiet Nahe 1971 im deutschen Weingesetz definiert. Bis zum Jahr 1993 war es in zwei Bereiche geteilt. Heute gibt es als Unterteilung die sogenannten Großlagen Schlosskapelle, Sonnenborn, Pfarrgarten, Kronenberg, Rosengarten, Paradiesgarten und Burgweg sowie weit über 300 Einzellagen.

Die Gastfreundschaft im Nahe-Tal ist überwältigend. Und wie in anderen deutschen Weinbaugebieten gibt es auch hier eine großartige Tradition von Weinfesten. Ganz ehrlich – in einer Saison schaffen Sie es nicht, alle zu besuchen. Es soll ja Spaß machen. Aber anfangen – können sie bereits heute. Viel Vergnügen.

Die Nahe

Die Nahe entspringt im Saarland südwestlich des Bostalsees und mündet nach 120 abwechslungsreichen Kilometern bei Bingen im Rhein. Sie trennt den Hunsrück vom Nordpfälzer Bergland und überwindet dabei 322 Höhenmeter. Gemeinsam mit ihren fünf Nebenflüssen als Lebensadern ist sie  pulsierendes Herz dieser vom großartigen Mikroklima und landschaftlichen Reizen verwöhnten Weinregion.

Geschichte

Die Wappen der alteingesessenen Winzerhöfe, darunter das älteste Weingut Deutschlands im Familienbesitz (Weingut Salm, Wallhausen), sind Zeugen einer jahrhunderte alten Weinkultur an der Nahe. In der Römerhalle in Bad Kreuznach sind Weingläser und Rebmesser ausgestellt, die den Weingenuss in den palastartigen römischen Villen dokumentieren.

Ab dem frühen Mittelalter betrieben die Klöster den systematischen Weinbau an der Nahe, die älteste Urkunde des Kloster Lorsch von 766 nennt das Dorf Norheim. Aus der Zeit Karl des Großens ist bis heute das Maß „Stütze“ (10L) und das Recht der Winzer, einen Straußwirtschaft zu betreiben, in Gebrauch. Als erster Exportwein des Nahelandes wird der „Monziger Feuerwein“ (um 1500) genannt, der mit dem Binger Kran auf Rheinschiffe verladen wurde. Aus der selben Zeit stammen die ältesten erhaltenen Rebstöcke Deutschlands (Weißer Orlean), die in einem geschützten, versteckten Winkel des Nahelandes alle klimatischen Einbrüche und kriegerische Verwüstungen überlebt haben.

Ab 1901 betrieb die preußische Domäne bei Niederhausen die Hebung des Weinbaus, heute das Weingut Gut Hermannsberg. Ab 1971 wurde die Nahe ein eigenständiges Weinanbaugebiet, zuvor wurde der Wein als Rheinwein vermarktet. Auf Lagen, die seit Jahrhunderten bewirtschaftet werden, reifen heute in Zusammenspiel von Tradition und modernster Technik edle Weine, die zur Spitze der Weltklasse gehören.

 

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